Mythos: Windenergieanlagen können die Stromversorgung nicht sicherstellen

Mythos: Windenergieanlagen können die Stromversorgung nicht sicherstellen

Fakt

Windkraft ist heute eine tragende Säule in der deutschen Stromproduktion – 2024 machte sie etwa 31,5 % der Erzeugung aus.  Die erneuerbaren Energien insgesamt lieferten 2023 über 50 % des Nettostroms – der Strom, der letztlich beim Verbraucher und der Industrie ankommt.

Ein vollständig erneuerbares Stromsystem ist technisch möglich, wenn man auf Flexibilität, Speichermöglichkeiten, intelligente Netze und grenzüberschreitenden Stromhandel setzt. Studien wie KNS2035 oder Gutachten des DIW zeigen Wege auf, wie Deutschland bis 2035 klimaneutral und sicher mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann. 

Durch Laststeuerung, Sektorkopplung, Speichertechnologien (z. B. Wasserstoff), Reservekraftwerke nur für Extremfälle und einen konsequenten Netzausbau lassen sich auch klimatische Schwankungen managen. In einem solchen System dienen fossile Kraftwerke nur noch als lückenfüllende Reserve – nicht als Dauerlösung.

Fazit

Der Mythos, Windenergie könne niemals eine zuverlässige Stromversorgung gewährleisten, ist durch Fakten und Modellierungen entkräftet. Wer heute und in Zukunft auf Windkraft setzt, schafft ein stabiles, sauberes und modernes Energiesystem.

„Wenn kein Wind weht, fällt das System aus."

„Wenn kein Wind weht, fällt das System aus.“

Realistische Modellierungen für Deutschland zeigen, dass lang andauernde Wind- und Sonnenflauten (Dunkelflauten) zwar vorkommen, aber selten sind – und dass ein System mit Speichern, Netzhandel und Reservekraftwerken diese Perioden bewältigen kann.

„Speicher und Netzausbau sind zu teuer oder nicht praktikabel.“

„Speicher und Netzausbau sind zu teuer oder nicht praktikabel.“

Studien zeigen, dass die Kosten für Batteriespeicher, Netzverstärkung, Power-to-Gas und intelligente Steuerung im Vergleich zu den laufenden Kosten fossiler Systeme zunehmend wettbewerbsfähig werden – insbesondere, wenn externe Kosten wie CO₂-Emissionen, Umweltschäden und Klimafolgen einbezogen werden.
Noch mehr Hintergründe
Aktuelle Zahlen: Windkraft heute schon stark

Im Jahr 2024 erzeugten Windenergieanlagen in Deutschland insgesamt rund 139 Terawattstunden (TWh) Strom. Damit lag der Anteil der Windkraft an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland bei etwa 31,5 %. 

2023 produzierte die Windenergie (Onshore + Offshore) rund 139,8 TWh und war damit stärkster Einzelbeitrag unter den erneuerbaren Energien. 

Im Strommix insgesamt erreichten die erneuerbaren Energien im Jahr 2023 einen Anteil von über 50 % an der Nettostromerzeugung (d. h. dem Strom, der schließlich beim Verbraucher und der Industrie ankommt). 

Windenergie bleibt eine der tragenden Erzeugungssäulen für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. 

Diese Daten zeigen: Windenergie ist keineswegs ein Nischenbeitrag, sondern bereits heute ein zentraler Baustein in der deutschen Energieversorgung.

Wie kann Versorgungssicherheit auch mit hohem Windanteil gelingen?

Der Schlüssel ist ein integriertes Systemdesign, das mehrere Komponenten kombiniert, um Schwankungen und Engpässe abzufangen. Im Einzelnen:

1. Flexibilisierung und Lastmanagement

Durch intelligente Netze (Smart Grids) und zeitlich flexible Verbraucher (z. B. Wärmepumpen, Elektroautos, industrielle Prozesse, Ladezeitenverschiebung) kann die Nachfrage besser in Phasen hoher Produktionsleistung gezogen werden.

Lastverschiebung („demand response“) ermöglicht, Verbrauch gezielt zu steuern, wenn erneuerbare Erzeugung verfügbar ist.

2. Speichertechnologien und Sektorkopplung

Batterien, Pumpspeicherwerke oder innovative Speicher (z. B. Power-to-Gas, Wasserstoff) erhöhen die Zwischenspeicherkapazität und glätten Schwankungen.

Mit zunehmendem Ausbau von Power-to-Gas (z. B. Elektrolyse zu Wasserstoff), kann überschüssiger Windstrom gespeichert und später rückverstromt oder in anderen Sektoren (Industrie, Schiffe, Flugzeuge) genutzt werden.

Solche Speicherlösungen schaffen die notwendige Rückhaltekapazität im System.

3. Europäische und regionale Vernetzung / Stromhandel

Der Ausbau des europäischen Stromnetzes ermöglicht Im- und Export von Strom zwischen Regionen mit unterschiedlichen Wetterbedingungen. So kann man lokale Defizite ausgleichen.

Regionen mit Überschuss liefern zu Zeiten starken Windes Strom in Regionen mit geringerer Erzeugung – das mildert die Wirkung von Flauten.

4. Backup- und Regelkraftwerke

Gaskraftwerke oder andere flexible konventionelle Erzeuger werden in modernen Szenarien nicht als dauerhafte Hauptstütze gebraucht, sondern als Reservekapazität zur Sicherstellung der Systemstabilität – insbesondere bei Dunkelflauten (lang anhaltend niedrige Wind- und Sonnenproduktion).

In optimierten 100%-Erneuerbare-Szenarien werden diese Reservekraftwerke nur bei extremen Wetterlagen genutzt.

5. Konzertierter Ausbau der Erneuerbaren und Netzinfrastruktur

Für die Versorgungssicherheit ist ein konsequenter Ausbau der Erneuerbaren unabdingbar – insbesondere Windenergie an Land und auf See. Die Deutsche Umwelthilfe betont, dass ein System mit 100 % erneuerbaren Energien auch Extremphasen abdecken kann, sofern der Ausbau flankiert wird durch Speicherkapazitäten, Netzverstärkung und belastbare Infrastruktur. 

Szenarien, wie etwa das „Klimaneutrale Stromsystem 2035“ (KNS2035), zeigen auf, wie Deutschland bis 2035 ein vollständig erneuerbares System aufbauen kann – mit ausgeglichenen Erzeugung, Speichern, Netzausbau und Verbrauchssteuerung. 

Ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unterstreicht, dass ein 100 %-Szenario technisch machbar ist, wenn Ausbauplanung, Netzintegration und Speicher kombiniert gedacht werden. 

6. Redundanz und Diversifizierung

Je diversifizierter ein Energiesystem aufgestellt ist (Wind, Solar, Biomasse, Geothermie, Wasserkraft), desto robuster reagiert es auf einzelne Ausfälle oder Wetterereignisse.

Regionale Verteilung, unterschiedliche Technologien, saisonale und tageszeitliche Komplementarität tragen zur Resilienz bei.

7. Langfristige Planung und Anpassungsfähigkeit

Eine schrittweise Entwicklung und kontinuierliche Anpassung des Systems erlaubt, dass neue Technologien, Marktmechanismen oder überraschende Entwicklungen einfließen können.

Strategische Reservekapazitäten, Direktausgleichsmechanismen und intelligente Steuerungssysteme sichern das System gegen Unwägbarkeiten ab.